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Differenzbesteuerung – Was ist das und wann kommt sie zum Einsatz?

9. September 2025

Die Differenzbesteuerung ist ein besonderes Verfahren im Umsatzsteuerrecht, das vor allem für Wiederverkäufer von Gebrauchtwaren, Kunstgegenständen, Sammlungsstücken und Antiquitäten von Bedeutung ist. Sie sorgt dafür, dass nicht der gesamte Verkaufspreis, sondern nur der tatsächliche Mehrwert – also die Handelsspanne – der Umsatzsteuer unterliegt. Auf diese Weise wird eine Doppelbesteuerung vermieden und gleichzeitig eine faire Besteuerung des Gewinnanteils sichergestellt.

Gerade im Gebrauchtwarenhandel kann dieses Verfahren erhebliche Vorteile bieten, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind.

Grundprinzip und Beispiel

Anders als bei der Regelbesteuerung wird bei der Differenzbesteuerung lediglich die Differenz zwischen dem Einkaufs- und dem Verkaufspreis als Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer herangezogen. Kauft ein Händler beispielsweise ein gebrauchtes Fahrzeug für 10.000 Euro von einer Privatperson und verkauft es später für 12.000 Euro, fällt die Umsatzsteuer nur auf die Differenz von 2.000 Euro an.

Diese Regelung ist insbesondere dann relevant, wenn beim Erwerb der Ware kein Vorsteuerabzug möglich war – wie etwa bei Käufen von Privatpersonen oder Kleinunternehmern.

Rechtliche Grundlage und Anwendungsbereich

Die gesetzliche Regelung findet sich in § 25a Umsatzsteuergesetz (UStG). Sie kommt zur Anwendung, wenn der Verkäufer als Wiederverkäufer tätig ist, der Gegenstand von einer nicht vorsteuerabzugsberechtigten Person erworben wurde und es sich um einen beweglichen, körperlichen Gegenstand handelt. Typische Beispiele sind Gebrauchtfahrzeuge, Antiquitäten, Kunstwerke oder Second-Hand-Waren.

Die Anwendung ist nicht auf bestimmte Branchen beschränkt, in der Praxis findet sie jedoch vor allem in den genannten Bereichen statt.

Vorteile für Händler

Ein wesentlicher Vorteil der Differenzbesteuerung liegt in der geringeren Steuerbelastung, da nicht der gesamte Verkaufspreis, sondern nur der Aufschlag besteuert wird. Das kann vor allem in Branchen mit knapp kalkulierten Margen zu einem spürbaren Wettbewerbsvorteil führen. Zudem entfällt die Pflicht, die Umsatzsteuer separat im Verkaufspreis auszuweisen, was gerade im Endkundengeschäft mit Privatpersonen einen einfacheren Preisausweis ermöglicht. Auch für den Handel mit vielen einzelnen Warenpositionen kann das Verfahren den Verwaltungsaufwand reduzieren.

Pflichten und Dokumentation

Wer die Differenzbesteuerung nutzt, muss besondere Sorgfalt auf die Aufzeichnung der entsprechenden Umsätze legen. Jeder Kauf und Verkauf muss so dokumentiert sein, dass die Handelsspanne nachvollziehbar bleibt. Dazu gehört der Nachweis des Einkaufspreises, zum Beispiel durch Kaufverträge oder Quittungen, und die eindeutige Kennzeichnung in der Buchführung. Auf Rechnungen gegenüber Kunden ist ein Hinweis wie „Gebrauchtgegenstände/Sonderregelung § 25a UStG“ erforderlich. Eine gesonderte Ausweisung der Umsatzsteuer ist hingegen nicht zulässig.

Die Einhaltung dieser Pflichten ist wichtig, da Verstöße im Rahmen einer Betriebsprüfung zu einer rückwirkenden Versagung der Differenzbesteuerung und damit zu Steuernachzahlungen führen können.

Typische Fehler und Risiken

Häufige Fehler sind die Anwendung der Differenzbesteuerung trotz fehlender Voraussetzungen, etwa wenn der Einkauf von einem vorsteuerabzugsberechtigten Unternehmer mit ausgewiesener Umsatzsteuer erfolgt ist. Auch die falsche Berechnung der Handelsspanne, zum Beispiel durch die unzulässige Einbeziehung von Nebenkosten oder Reparaturkosten in den Einkaufspreis, kann zu Problemen führen. Werden die gesetzlichen Aufzeichnungspflichten nicht eingehalten, riskieren Unternehmen ebenfalls erhebliche Nachzahlungen.

Fazit: Ein sinnvolles Instrument für den Gebrauchtwarenhandel

Die Differenzbesteuerung ist ein wirkungsvolles Verfahren, um die steuerliche Belastung im Handel mit gebrauchten Waren zu senken und die Preisgestaltung flexibler zu machen. Sie eignet sich besonders für Händler, die regelmäßig von Privatpersonen oder Kleinunternehmern einkaufen. Wer dieses Verfahren nutzen möchte, sollte jedoch die gesetzlichen Voraussetzungen genau kennen und die Dokumentationspflichten lückenlos erfüllen. Eine enge Abstimmung mit einem Steuerberater ist dabei empfehlenswert, um Risiken zu vermeiden und den maximalen Vorteil aus der Regelung zu ziehen.